Dienstag, 30. November 2010

The Second Network und gemauerte Gärten

Im Moment beschäftige ich mich viel mit dem "Kampf" Google gegen Facebook und der Tatsache, dass das Web sich zum Teil in kleine geschlossene Webs aufteilt. Ich finde beide Themen sehr relevant und die weitere Entwicklung wird das Web maßgeblich beeinflußen.


The Second Network
Immer wieder begegnen mir Artikel, in denen davon geschrieben wird, dass Google im Bereich Social Network gescheitert ist. Ich will das nicht kommentieren oder bewerten, sondern vielmehr meine Gedanken zur geänderten Strategie von Google publizieren.
Aktuell hat Google sehr gut integrierte Services im Bereich Mail, RSS, News, Office uvm., die alle mit Google Buzz verknüpft sind. Doch irgendwas scheint Google Buzz zu fehlen. Ich persönlich habe auch festgestellt, dass nach einem ersten Hype "Hey Google hat jetzt auch eine Social Network Komponente" die Nutzung von Buzz gefühlt stark zurückgegangen ist. Soviel zum Status Quo.

Ich denke, das Google über den "normalen" Weg kein Konkurrenzprodukt zu Facebook wird etablieren können. Facebook ist hype und bietet ja auch sehr viele gute Funktionen. Auf welchem anderen Weg also könnte Google doch noch erfolgreich ein Social Network etablieren? Ich denke, man muss die potentiellen Nutzer über einen anderen Kanal/Weg ansprechen. Über einen Kanal, den eigentlich jeder nutzt, der so alltäglich ist wie Fernsehen! Sprich ich denke, GoogleTV wird den Weg für ein Social Network ebnen. Immer noch ist Fernsehen ein Medium, dass 99% (Zahl nur geschätzt, nicht wissenschaftlich hinterlegt) alle Menschen in Industrieländern nutzen. Und wenn Google hier über eine Art TV-Oberfläche die On- und Offline Welt konvergieren kann, so liegt es doch nahe, dass auch Social Media Komponenten integriert und genutzt werden. So können alle teilhaben, was ich gerade anschaue oder was ich für Sendungen mag etc. pp. - hier setzt nur die Phantasie Grenzen.

Wenn das so kommt, wird es richtig spannend. Denn ob Facebook da dagegenhalten kann ist die Frage. Facebook wird die Kommunikation mit Facebook Mail stark verändern und auch kontrollieren (können). Google kann allerdings ihre bereits bestehenden Mail Applikationen und alle anderen Applikationen in das neue Produkt Google TV integrieren und somit auch alles abdecken - PC/Laptop/Internet und Offline Fernsehen. Ich bin gespannt, ob das so kommt...




Von Mauern und Gärten
In den letzten Wochen hat sich das "Verhältnis" zwischen Google und Facebook verschärft. Als Beispiel führe ich den Wirbel um die Kontaktimport Funktionalität an. Es wird also immer deutlicher, dass beide Systeme sich voneinander abgrenzen wollen und vor allen Dingen auch keine Nutzer abgeben wollen. Beide Systeme bilden eine Art Ökosystem, in dem sich die Nutzer bitte sehr möglichst lange aufhalten sollen - und zwar nach Möglichkeit nur da. Wie anders interpetiere ich die Voransicht der Seiten in den Google Suchergebnissen oder die Facebook Messages Funktionalität?

Es geht also darum, Nutzer im eigenen System zu behalten. Funktional wird das entwickelt, was der Nutzer braucht, damit er keinen Drang verspürt sich auszuloggen und woanders einzuloggen. Sprich, wenn ich bei Facebook meine E-Mails lesen kann, wieso dann noch beim E-Mail Dienst xyz.com einloggen? Ist ja auch sehr praktisch alles aus einer Hand zu haben.

In der Webpresse wird sich viel darüber aufgeregt, dass die Unternehmen ihre Produkte so voneinander abgrenzen und abschotten. Ist das Verhalten denn neu? Ich denke nicht. Natürlich verliert das Netz, bzw. das World Wide Web so etwas von diesem unabhängigen, freien und offenen Ansatz. Aber letztendlich reiht sich das Netz so doch in die normale Wirtschaft ein. Im Bereich der Betriebssysteme gibt es auch diese sogenannten "Walled gardens". Bei Spielkonsolen ist das ebenfalls ganz normal. Ich muss mich für ein oder mehrere Systeme entscheiden und kann dann dafür Spiele kaufen und spielen. Wer würde schon fordern, dass XBOX 360 Spiele auf einer PS3 laufen sollen? Das ist einfach unrealistisch. 

Auch auf dem Markt der Handys ist es auch nicht anders. Applikationen, die ich auf meinem Android Handy kaufe, kann ich bei einem Umstieg auf ein Iphone nicht mehr nutzen. Das ist seitens der Hersteller natürlich so gewollt. Persönlich empfinde ich das natürlich als Einschränkung und mir wäre es lieber, wenn alles miteinander kompatibel wäre. Man muss sich mal ausrechnen, wieviel Geld man in 2 Jahren Vertragslaufzeit in Apps für das IPhone investiert - natürlich bleibt man dann beim Iphone.

Google und Facebook wollen an Ihren Nutzern Geld verdienen. Das ist legitim und bedeutet eben eine gewisse Abschottung, bzw. Eingrenzung. Es ist am Ende eine Frage des Geldes - wenn alle Systeme offen sind, wie wird dann Geld verdient? Wenn ich keine Exklusivität vermarkten kann, wie argumentiere ich dann ggü. potentiellen Investoren und Werbepartnern? Und wer würde schon für einen Social Network Account einen monatlichen Beitrag bezahlen (Business Netzwerke mal ausgenommen).
Insofern finde ich das vom Prinzip ok, wir sollten nur überlegen bis zu welchem Grad wir diese Trennung möchten. Und das können wir Nutzer natürlich mitbestimmen. Und naütrlich wäre eine grundsätzliche Connectivity zwischen Systemen wünschenswert und die Abgrenzung könnte ja durch besonders gute Features erreicht werden.

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